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Die Seilbahn bietet mir viele Steilvorlagen

Veröffentlicht am 07.02.2014
Die Seilbahn bietet mir viele Steilvorlagen
Das schaffen nicht viele: Mit «Wandern ist doof» und «Drei Frauen im Schnee» veröffentlichte die Schwyzer Autorin Blanca Imboden letztes Jahr gleich zwei Beststeller. Ihr Job bei der Stoosbahnen AG bietet der 51-Jährigen viel Stoff für neue Geschichten.

Interview: Daniel Schriber
Die Filmfigur Forrest Gump sagte einst: «Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiss nie was man kriegt.» Das passt ganz gut zu Ihrem Leben, oder?
Blanca Imboden: (Lacht) Ich kenne diesen Spruch und wollte ihn auch schon benutzen. Das hat wirklich was. Wenn man wie ich immer versucht, seine Träume zu leben, muss man mit guten und bösen Überraschungen umgehen können.

Wann hat das angefangen?
Imboden: Ziemlich früh. Nach der obligatorischen Schulzeit habe ich eine Stelle bei der AHV angenommen. Diese kündigte ich jedoch bald, denn ich wollte Musikern werden und Bücher schreiben. Mein Vater verstand damals die Welt nicht mehr – er dachte allen ernstes, ich würde bis zu meiner Pensionierung bei der AHV arbeiten.

Zum Glück haben Sie das nicht getan. Letztes Jahr haben Sie gleich zwei Bestseller herausgebracht!
Imboden: Das Jahr 2013 war das mit Abstand aufregendste Jahr meines Lebens. Das ist schon toll, vor allem wenn man bedenkt, dass sich vor einigen Jahren noch kein Schwein für meine Bücher interessierte. Heute streiten sich die Illustrierten um Interviews mit mir (lacht).

Manchen Schriftstellern gelingt nie ein solcher Erfolg. Frau Imboden, wie schreibt man einen Beststeller?
Imboden: Das werde ich immer wieder gefragt. Und glauben Sie mir, wenn ich die Antwort auf diese Frage wirklich wüsste, hätte ich schon zahlreiche Bestseller geschrieben.

Offensichtlich haben Sie ein Gespür für gute Geschichten.
Imboden: Das kann sicher nicht schaden. Meine Inspiration hole ich mir bei der Arbeit, im Bus, beim Einkaufen – einfach überall. Ausserdem steht mit dem Wörtherseh Verlag ein super Team hinter mir, das mich grossartig unterstützt.

Spannend ist auch ihr Zweitjob. Sie arbeiten in einem 50-Prozent-Pensum bei der Seilbahn Morschach-Stoos...
Imboden: ...und bin da noch mitten in der Einführungsphase. Der Job ist streng, aber spannend. Ich lerne jeden Tag dazu.

Warum machen Sie das überhaupt? Reicht das Autoren-Honorar nicht zum Leben?
Imboden: Im Moment vielleicht schon, aber wer weiss was in einem oder zwei Jahren ist. Sicherheit ist mir wichtig, ich brauche ein kleines, aber festes Einkommen. Wenns um das geht bin ich durch und durch bünzlig. Das schockiert mich manchmal sogar selber (lacht)!

Was ist schwieriger: Einen Bestseller zu schreiben, oder die Seilbahn sicher zu steuern?
Imboden: Ganz klar die Bahn. Hier trage ich eine grosse Verantwortung, muss zum Beispiel stets das Wetter im Auge behalten. Sicherheit wird bei uns gross geschrieben, da ist höchste Konzentration gefragt.

Dafür hat kaum jemand einen schöneren Arbeitsplatz als sie.
Imboden: Das ist richtig. Ich liebe den Stoos und die ganze Umgebung hier. Und es tut gut, auch mal vom Bildschirm wegzukommen. Ausserdem bietet mir die Seilbahn immer wieder Steilvorlagen für meine Arbeit als Autorin. Schon jetzt ist klar, dass in meinem übernächsten Roman eine Bähnlifahrerin die Hauptfigur sein wird.

Wir sind gespannt. Ihr nächster Roman «Anna & Otto» kommt im April. Verraten Sie uns etwas darüber?
Imboden: Es geht um eine Frau, die Ihre Stelle bei der Zeitung verliert und danach mit allen möglichen Herausforderungen zu kämpfen hat. Auch das habe ich als ehemalige Mitarbeiterin der mittlerweile eingestellten Neuen Schwyzer Zeitung übrigens selber miterlebt.