Zwingt die Pensionierungswelle der Babyboomer die Wirtschaft in die Knie? - zentraljob.ch
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Zwingt die Pensionierungswelle der Babyboomer die Wirtschaft in die Knie?

Veröffentlicht am 27.04.2023 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
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Laut einer Studie der Credit Suisse wird die Pensionierung der geburtenstarken Jahrgänge, der sogenannten Babyboomer, signifikante Auswirkungen nicht nur auf den Schweizer Arbeitsmarkt haben. Die Autoren der Studie prognostizieren, dass rund 1,1 Millionen Menschen in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen werden. Das bedeutet, dass bereits seit 2021 die Zahl Erwerbstätigen, die neu in den Arbeitsmarkt eintreten, deutlich unter der Zahl derjenigen liegt, die in den Ruhestand gehen.
 
Auswirkungen der Pensionierungswelle

Die Schätzungen der Credit Suisse beruhen auf der Annahme, dass die Zuwanderung sich auf rund 45'000 Personen im Jahr einpendelt, während der Anteil der Erwerbstätigen konstant auf dem aktuellen Niveau bleibt. Der Höhepunkt der Pensionierungswille wird für das Jahr 2029 erwartet. Dann werden den Berechnungen zufolge 18'500 erwerbstätige Personen mehr den Arbeitsmarkt verlassen, als neue Arbeitnehmer hinzukommen.

Von der Rentnerwelle besonders betroffen sein werden das Gesundheitswesen, die Verkehrs- und Logistikbranche, die traditionelle Industrie, administrative und soziale Dienste sowie die Landwirtschaft. Geringere Auswirkungen hat die Pensionierungswelle auf Branchen wie Unternehmensdienstleistungen sowie die Spitzenindustrie, die ausserdem ausreichend Spielraum für Automatisierungsprozesse und Digitalisierung bieten.

Düstere Prognosen auf dem Prüfstand

Die Jahrgänge zwischen 1946 und 1964 sind die sogenannten Babyboomer. Sie verdanken ihren Namen dem Geburtenreichtum der Nachkriegszeit. Bei genauem Nachrechnen wird klar, dass bereits über die Hälfte der Babyboomer im Rentenalter ist und den Arbeitsmarkt bereits verlassen hat. Das bedeutet, dass die Pensionierungswelle, wie sie gern genannt wird, bereits in vollem Gange ist und ihren Zenit bereits überschritten hat. Die letzten Arbeitnehmer dieser Generation werden den Arbeitsmarkt bis zum Ende dieses Jahrzehnts verlassen haben.

Aktuell gehen rund 100'000 Erwerbstätige jährlich in Rente. Dennoch liegt die Arbeitslosenquote des Bundesamtes für Statistik (BFS) im Januar noch immer bei 2,2 Prozent. Hinzu kommt, dass die Pensionskassenrenten in den vergangenen Jahren gesunken sind, sodass sich immer mehr Arbeitnehmer in der Schweiz dazu entschliessen, über das ordentliche Rentenalter hinaus zu arbeiten. Das gilt insbesondere für Frauen, die dadurch ihren Rentenanspruch erhöhen.

Ausserdem fühlen sich viele Arbeitnehmer fit und jung genug, um weiter zu arbeiten. Ohnehin liegt die durchschnittliche Lebenserwartung für Frauen in der Schweiz bei 85 Jahren und für Männer bei 81 Jahren, auch weil die Gesundheitsvorsorge sowie die Gesundheitsversorgung sehr gut sind.

Ein Blick auf den Arbeitsmarkt zeigt ausserdem, dass die Babyboomer bis 2009 eine Hochphase erlebt haben, wobei ihr Anteil an der erwerbstätigen Bevölkerung bereits im Jahr 1995 am höchsten war. Schon 2010 wurden sie von der Generation X - das sind die zwischen 1965 und 1980 Geborenen, überholt.

Das gilt übrigens auch für die Generation Y beziehungsweise für die zwischen 1981 und 1996 geborenen Millenials. Angeführt wird der Arbeitsmarkt in der Schweiz im Jahr 2021 von der Generation X mit 35,9 Prozent und den Millenials mit 35,2 Prozent, während der Anteil der Babyboomer längst auf 16,5 Prozent gesunken ist.

Angesichts dieser Werte scheint es fraglich, ob das Ausscheiden der Babyboomer aus dem Schweizer Arbeitsmarkt wirklich als Pensionierungswelle bezeichnet werden kann.

Eines steht jedoch fest: Die Schweiz leidet auch weiterhin unter einem Fachkräftemangel, der bislang nicht wirklich mit effektiven Massnahmen behoben werden konnte. Vielleicht merken Unternehmen endlich, dass der qualifizierteste und zuverlässigste Nachwuchs nur im eigenen Unternehmen ausgebildet wird.