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«Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Informatikern wächst weiter»

Veröffentlicht am 24.09.2014
«Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Informatikern wächst weiter»
Kein Berufsfeld wächst so schnell das der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT). Der Bedarf nach qualifizierten Berufsleuten wird auch in Zukunft rasant steigen. Andres Kaelin, Geschäftsführer des Dachverbands ICTswitzerland und Präsident des Berufsverband ICT-Berufsbildung Schweiz, äusserst sich zu den bevorstehenden Herausforderungen.

Interview: Daniel Schriber
Andreas Kaelin, die Neue Luzerner Zeitung titelte kürzlich: «Informatiker verzweifelt gesucht.» Ist die Situation wirklich so dramatisch?
Kaelin: Das kann man ohne zu übertreiben so sagen. Bereits heute herrscht eine Knappheit an qualifizierten ICT-Fachkräften – und die Nachfrage nach gut ausgebildeten Informatikern wächst weiter.  
 
Können Sie das in Zahlen ausdrücken?

Kaelin: Die Anzahlt der Beschäftigten in der Informations- und Kommunikationstechnologie ist seit 2011 um 21'000 auf rund 200‘000 gestiegen. Gemäss einer neuen Studie wächst das ICT-Berufsfeld bereits seit 1991 viermal so schnell wie der Schweizer Durchschnitt. Wir gehen davon aus, dass bis 2022 aufgrund von Pensionierungen, Abwanderung sowie Wirtschaftswachstum und Strukturwandel rund 87'000 zusätzliche Fachkräfte rekrutiert werden müssen.
 
Mit welchen Massnahmen wollen Sie dem Fachkräftemangel entgegnen?
Kaelin: Wir nehmen die Unternehmen in die Pflicht; die grossen Konzerne, aber auch die KMU. Obwohl in den vergangenen Jahren schon sehr viele Lehrstellen geschaffen worden sind, besteht hier nach wie vor ein grosses Potenzial. Langfristig bleibt die zusätzliche Ausbildung inländischer Fachkräfte die einzig sinnvolle Lösung, um dem ICT-Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Auf 100 ICT-Mitarbeitende braucht es im Minimum 5 Lehrstellen. So oder so werden wir aber auch in Zukunft auf ausländische Spezialisten angewiesen sein.
 
Die Informatik-Branche entwickelt sich rasant. Wie hat sich dieser Beruf in den vergangenen 20 Jahren verändert?

Kaelin: Das Klischee vom Programmierer, der nachts allein im stillen Kämmerlein sitzt und an einer neuen Software tüftelt, hält sich zwar hartnäckig – hat nichts mehr zu tun mit der Realität.
 
Sondern?
Kaelin: In den letzten Jahren hat sich sehr viel getan. Der moderne Informatiker ist ein Teamplayer, ein Kommunikator. Einer, der auf Augenhöhe mit dem Kunden diskutiert und in der Lage ist, flexibel auf dessen Anforderungen einzugehen.
 
Warum sollte sich ein junger Schulabgänger oder eine Schulabgängerin heute für die Informatik-Branche entscheiden?
Kaelin: Informatiker ist ein Traumberuf mit Perspektiven. Wie wir wissen, sind Informatiker heute, morgen und auch in Zukunft sehr gesucht. Dabei handelt es sich um ein spannendes und äusserst dynamisches Berufsfeld, in dem es immer wieder neues zu entdecken gibt. Ob in der Medizin, in der Verkehrssteuerung, in der Energieversorgung: Als Informatik erhält man die Chance, aktiv einen sinnvollen Beitrag zu unserer Gesellschaft beizutragen. Auch finanziell kann sich eine Informatik-Laufbahn durchaus auszahlen.
 
Wie schätzen Sie die Situation in der Zentralschweiz und speziell im Kanton Luzern ein?
Kaelin: Gesamtschweizerisch arbeiten 4,4 Prozent in der ICT-Branche; in der Zentralschweiz sind es nur gerade 3,4 Prozent. Hier besteht also noch ein grosses Potenzial zur Förderung der ICT-Berufe. Die Entwicklung zeigt jedoch auch in der Zentralschweiz nach oben – das ist positiv. 
 
Welche Rolle übernimmt eine Organisation wie der Verein zur Förderung der ICT-Berufsbildung (VFI) mit Sitz in Adligenswil bei der Entwicklung der Branche?
Kaelin: Eine wichtige! Der VFI hat die Aufgabe dafür zu sorgen, dass ICT-Lernende in den überbetrieblichen Ausbildungskursen gute Voraussetzungen vorfinden: In dieser Rolle leistet der VFI seit vielen Jahren hervorragende Arbeit. Der Verband ist gefordert, sich auch in Zukunft für ein attraktives Lehrstellenangebot einzusetzen.

Hinweis
Berufsverband: Namenswechsel und Jubiläumsfeier zum 20. Geburtstag
 
VFI – Parallel zur Schaffung der ersten Informatiker-Lehrstellen im Kanton Luzern, wurde 1994 auch der Verein zur Förderung der ICT-Berufsbildung (VFI) gegründet. Der vom Horwer Roger Erni geführt Verein führt in Adligenswil überbetriebliche Kurse für die Berufe Informatiker EFZ, Mediamatiker EFZ und Informatikpraktiker EBA durch und koordiniert den Bildungsauftrag zwischen den Betrieben und den Berufsfachschulen. Daneben bietet der Verein interessierten Schülerinnen und Schüler regelmässig Schnuppertage für die drei ICT-Berufe an.
 
Neuer Name: ICT-Berufsbildung Zentralschweiz
 
Am 23. September feiert der VFI im Verkehrshaus sein 20-jähriges Bestehen. An diesem Tag wird der VFI zudem ein letztes Mal unter dem bestehenden Namen auftreten. Der Verein übernimmt künftig das CI/CD des Schweizerischen Vereins und heisst neu: ICT Berufsbildung Zentralschweiz.