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Homeschooling in der Corona-Krise - Chance auf Veränderung oder verlorene Zeit?

Veröffentlicht am 15.04.2021
Homeschooling in der Corona-Krise - Chance auf Veränderung oder verlorene Zeit?
​In der Schweiz und allen Ländern, in denen es längere Schulschliessungen gab und gibt, stellt sich die Frage, ob es zu einem verlorenen Schuljahr oder Semester kommt. Denn die Herausforderungen des Homeschooling an Schüler, Lehrer und Eltern sind bedeutend. Trotzdem zeigen sich Bildungsexperten wie etwa von der OECD zuversichtlich, dass vor allem Schüler und Lehrer die Corona-Krise positiv für sich nutzen können.
Onlineunterricht in der Schweiz im Ländervergleich

Die Schulen in der Schweiz verfügen über eine relativ gute Ausstattung mit digitaler Technologie. Es bedarf jedoch vermehrter Anstrengungen bei der Fortbildung der Lehrerschaft. Schulleitungen bestätigen, dass den Lehrern sehr häufig das technische Verständnis und pädagogische Fähigkeiten fehlen, um digitale Lehrkonzepte ansprechend und innovativ aufzubereiten.


Wie sieht es in anderen Ländern aus?

China ist bisher unbestritten Vorreiter. Bereits vier Wochen nach Ausbruch der Krise konnten dort 50 Millionen Kinder und Jugendliche online unterrichtet werden. Ausserdem wird grossen Wert darauf gelegt, die sozialen Beziehungen und Kontakte zwischen Schülern und Lehrern aufrecht zu erhalten. Auf dem europäischen Kontinent liegt Estland vorne. Technische Ausrüstung und digitale Unterrichtsangebote sind sehr weit verbreitet. In den meisten Ländern steht die Entwicklung jedoch noch am Anfang und muss weiter ausgebaut werden.


Auswirkungen von Corona auf die Pisa-Studie

Für das Jahr 2020 gibt es in der Schweiz keine Pisa-Studie. Sie soll erst wieder für 2021 durchgeführt werden und neue Aspekte enthalten. Corona wird darin durch den Unterrichtsausfall ziemlich sicher Auswirkungen zeigen. Ein neues Modul, das noch geschaffen werden muss, wird sich damit beschäftigen, wie weit Schulkinder durch Schulschliessungen benachteiligt wurden oder profitiert haben.


Wird der Abstand zwischen leistungsschwachen und leistungsstarken Kindern grösser?

Davon ist laut den Fachleuten auszugehen, denn Kinder aus sozial gut gestellten Familien erhalten mehr Unterstützung durch ihre Eltern und haben einen besseren Zugang zu neuen Technologien und Lernmethoden. Diese Dinge fehlen in Familien mit geringem Einkommmen und einem niedrigeren Bildungsniveau. Deshalb wird die Kluft sich wohl vergrössern, was aber auch nach längeren Ferien zu merken ist.


Wie lässt sich trotzdem für Chancengleichheit sorgen?

Zum einen muss für eine möglichst breite Nutzung von Online-Angeboten und digitalen Plattformen gesorgt werden. Zum anderen ist die Regierung gefordert bei der grossflächigen Bereitstellung von geeigneten Instrumenten sowie der Förderung von digitalen Kompetenzen und Kooperationen in der Lehrerschaft.


Sollte man ein Schuljahr abschreiben?

Es gibt eine Diskussion darüber, ob ein ganzes oder halbes Schuljahr abgeschrieben und wiederholt werden sollte. Manche Stimmen sprechen dafür. Die Experten der OECD weisen aber auch darauf hin, dass man die Widerstandsfähigkeit und den Lernwillen der Schüler nicht unterschätzen sollte. Sie behalten sehr viele Lerninhalte auch durch Onlineunterricht. Den Stoff eines ganzen Jahres zu wiederholen, würde tatsächlich ein verlorenes Jahr bedeuten.


Wie wird Bildung nach Corona aussehen?

Da noch längst nicht alle Lehrer digital auf hohem Niveau arbeiten, Eltern überfordert sind und entsprechende Technik fehlt, ist eine Sorge um die Entwicklung der Schüler nicht unberechtigt. Allerdings kann die Krise auch zu tiefen und positiven Veränderungen im Bildungssystem führen. Gewarnt wird jedoch davor, nach der Corona-Krise wieder so zu arbeiten wie davor. Selbstständiges Lernen und strukturell mehr Vielfalt wird die Digitalisierung sicherlich mit sich bringen.