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«Bademeister ist kein ‚Schoggi-Job’»

Veröffentlicht am 23.07.2014
«Bademeister ist kein ‚Schoggi-Job’»
Als Bademeister sitzt man den ganzen Tag in der Sonne und beobachtet dabei das Wasser: So das weit verbreitete Klischee. Die Realität sieht anders aus. Bademeister sind nicht nur gute Schwimmer, sondern auch Handwerker, Gärtner, Streitschlichter – und vieles mehr.

Interview: Daniel Schriber

 
Freitagmorgen, 9.30 Uhr. Marcel Wiesler (48) sitzt auf der Terrasse im Lido Luzern. T-Shirt, Shorts, Sonnenbrille. Um diese Zeit ist es ruhig, die Besucher kommen erst später. Das rauschende Wasser vor uns, ein eindrückliches Bergpanorama im Hintergrund. «Ein Traumtag», sagt auch der Lido-Geschäftsführer.  
  
Marcel Wiesler, der Sommer 2014 war nicht immer so schön wie der heutige Tag. Wie lautet Ihre Zwischenbilanz?
Wiesler: Der Juli war bisher durchzogen, dafür hatten wir im Juni bereits viele schöne Tage. Ich habe in meinen 9 Jahren im Lido Luzern definitiv schon schlechtere Sommer erlebt.
 
Trotzdem hört man die Leute klagen.
Wiesler: Manche glauben, im Sommer müsse jeden Tag die Sonne scheinen. Sie vergessen, dass wir in der Schweiz leben – es kann nicht immer schön sein.
 
Von aussen betrachtet haben Sie sich als Geschäftsführer des Lidos einen absoluten Traumjob geangelt. Richtig?
Wiesler: Es ist ein schöner Job, aber viele Leute haben ein völlig falsches Bild davon. Wir liegen nicht den ganzen Tag auf der faulen Haut; das Gegenteil ist der Fall. An Tagen wie heute kommt es vor, dass mein Team und ich von 7 Uhr morgens bis 23 Uhr arbeiten. Es ist Kein «Schoggi-Job», sondern harte Arbeit.
 
Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?
Wiesler: Als Geschäftsführer verbringe ich einen grossen Teil des Tages im Büro und beschäftige mich mit administrativen Tätigkeiten. Ich mache die Arbeitspläne, kümmere mich um die Kassenabwicklung, organisiere Reparaturen, Events, etc. Mein Job ist sehr vielseitig. Badeaufsicht mache ich selber nur noch selten.
 
Dafür steht Ihnen ein Team von vier Bademeistern zur Verfügung. Welche Qualitäten müssen diese mitbringen?
Wiesler: Die Bademeister sind mehr als nur gute Schwimmer. Als Bademeister im Lido bist du Gärtner, Hausmeister, Notarzt und Schreitschlichter in einem. Der Job verlangt handwerkliches Geschick, Menschenkenntnisse und natürlich ein grosses Verantwortungsbewusstsein.
 
Wie wird man Bademeister im Lido?
Wiesler: Die Selektion beginnt meistens bereits im Dezember. Bei Bedarf schalten wir zu diesem Zeitpunkt unsere Stelleninserate auf. Nebst den bereits erwähnten Eigenschaften muss der potenzielle Bewerber die für den Job notwendigen Rettungsschwimmer-Brevets mitbringen. Trotz der unterschiedlichen Tätigkeiten steht bei uns nach wie vor die Sicherheit unserer Gäste im Vordergrund.
 
Wie oft müssen Sie Leute retten?
Wiesler: Das ist von Sommer zu Sommer unterschiedlich. Zu solchen Zwischenfällen kommt es etwa ein bis drei Mal pro Saison.
 
Irgendwann ist der Sommer in Luzern auch wieder zu Ende. Was machen Sie im Winter?
Wiesler: Als Geschäftsführer des Lidos arbeite ich das ganze Jahr für das Freibad. Im Winter stehen vor allem administrative Arbeiten an, ausserdem kompensiere ich in dieser Jahreszeit meine Überzeit.
 
Könnten Sie sich vorstellen, jemals einen normalen Bürojob anzunehmen oder gar mit Anzug und Krawatte zu arbeiten?
Wiesler: Niemals.