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Die Silvesternacht und ihre Bräuche: Das steckt dahinter

Veröffentlicht am 31.12.2020
Die Silvesternacht und ihre Bräuche: Das steckt dahinter
Alle Jahre wieder wird Silvester gefeiert. Dabei wissen die wenigsten, welchen Ursprung das Fest zum Jahreswechsel hat. Über die Jahrhunderte haben sich viele Bräuche rund um den letzten Tag des alten Jahres etabliert. Eine Spurensuche.
Warum heisst der letzte Tag des Jahres eigentlich Silvester?
Im Alten Rom fand der Jahreswechsel erst im März statt, wurde aber im Laufe der Zeit auf den Januar verschoben. Belegt sind sogenannte Feuerfeste. Bis ins 16. Jahrhundert hinein galt der 31. Dezember in der christlichen Welt nicht als Jahresende. Das änderte sich erst, als Papst Gregor XIII. den julianischen durch den gregorianischen Kalender ersetzte. Den Wechsel vom alten zum neuen Jahr markierte er gleichzeitig mit einem Heiligentag für einen seiner Amtsvorgänger, Papst Silvester. Der wurde am 31. Dezember zum Papst ernannt und starb 21 Jahre später ebenfalls am 31. Dezember. Gregor XII. hatte jedoch eher die guten Taten des mittlerweile zum Heiligen ernannten Silvester im Sinn. So soll der Papst den Kaiser Konstantin durch blosses Handauflegen geheilt haben. Es sollte ein Tag der Busse und der stillen Einkehr sein. Doch der Kirchenfeiertag ging beim Volk wenig in Resonanz. Das feierte die Silvesternacht lieber, wie es seit alten Zeiten Brauch war.
 
Wilde Jagd und böse Geister - Warum es in der Silvesternacht knallt
Zwischen Weihnachten und dem sechsten Januar will die Dunkelheit scheinbar gar kein Ende mehr nehmen. Dieser Zeitraum wird in den deutschsprachigen Gebieten als Rauhnächte bezeichnet. Über den sturmgepeitschten Winterhimmel zieht der Kriegsgott Wotan in Begleitung von zahlreichen Geistern und Dämonen. Um die zu vertreiben, liessen sich die Menschen einiges einfallen. Mit Rasseln und Klappern wurde Lärm gemacht und brennende Holzräder wurden hinab in die Täler gestossen. Auch die im Alpenraum weit verbreitete Tradition Haus, Hof und Stall mit Weihrauch und anderen Kräutern auszuräuchern soll Böses fernhalten. Das Feuerwerk kam im 15. Jahrhundert von China nach Europa. Anlässlich des Reichstags zu Konstanz zelebrierte Maximilian I. das erste historisch verbürgte Spektakel über dem Bodensee. In den folgenden Jahrhunderten galt ein Feuerwerk als das Privileg des Adels und wurde als prächtiges Schauspiel in den Lustgärten der Schlösser inszeniert. Im 19. Jahrhundert wurden Feuerwerkskörper erschwinglicher und auch normale Bürger konnten sich die Böller leisten. So löste das Feuerwerk nach und nach die Rasseln und Schellen in der Silvesternacht ab. Ein besonders ansprechendes Schauspiel kann jedes Jahr in Rheinfelden über dem Rhein erlebt werden. Deutschland und die Schweiz veranstalten hier gemeinsam ein über die Region hinaus bekanntes Feuerwerk.
 
Alte Silvesterbräuche sind bis heute in der Schweiz lebendig
Trotz Raketen und prunkvollen Galaveranstaltungen pflegen viele Orte in der Schweiz noch heute die vorchristlichen Bräuche. Im kleinen Ort Bergün treffen sich jedes Jahr in der Silvesternacht die Einwohner um 22 Uhr unter den Strassenlaternen. Aus voller Kehle werden dann Lieder auf das alte und für das neue Jahr geschmettert. Deutlich rustikaler geht es im Mittelland zu. In Schwarzenburg wird ein Esel durch den Ort getrieben und verprügelt. Der Esu wird heute von einem verkleideten Dorfbewohner gegeben. Die Figur steht für alles Schlechte, was das alte Jahr gebracht hat. Auch in Laupen im Mittelland leben die heidnischen Bräuche fort. Hier ziehen Maskierte mit Trommeln, Rasseln und Schellen durch den Ort und vertreiben auf diese Weise die Dämonen. Die Appenzeller hatten ihre Mühe, sich mit dem gregorianischen Kalender anzufreunden. Aus der Not wurde eine Tugend gemacht und Silvester wird gleich doppelt gefeiert am 31. Dezember und am 13. Januar. Die mit kunstvollen Hüten, Masken und Trachten bekleideten Silvesterkläuse ziehen durch die Strassen und wünschen mit lautem Gerassel ihrer Schellen ein glückliches neues Jahr.
 
Bei Fondue in die Zukunft schauen
Silvester bedeutet für viele, endlich einmal gemütlich mit den Lieben zusammenzusitzen. Damit niemand lange in der Küche stehen muss, gibt es Raclette und Fondue. Um Punkt 12 heisst es dann "Prosit Neujahr" mit viel Champagner oder Sekt. Prosit ist ein lateinischer Ausdruck, der in etwa bedeutet "Möge es dir gelingen". Andere wünschen einen "Guten Rutsch ins neue Jahr!". Mit Schlittern auf gefrorenen Strassen hat das wenig zu tun. Dahinter verbirgt sich die Hoffnung, angenehm in das neue Jahr hinüberzugleiten. Andere Erklärungen führen den guten Rutsch auf die jiddische Floskel " Rosch ha Schanah" zurück, was einfach Jahresanfang bedeutet. Wer zu einem Silvesterabend eingeladen ist, macht nichts verkehrt, kleine Glücksbringer in Form von Schweinen, Schornsteinfegern, Pilzen, vierblättrigen Kleeblättern oder Hufeisen mitzubringen. Traditionell wird in der Silvesternacht auch geschaut, was das neue Jahr so bringen mag. In vielen Familien ist Bleigiessen ein Ritual. Dafür wird ein kleines Stück Blei in einem Löffel über einer Kerzenflamme erwärmt und danach in kaltes Wasser gegeben. Aus der Form lässt sich dann die Zukunft deuten. In Tschechien übernimmt diese Aufgabe ein Apfel. Aus der Positionierung der Kerne lässt sich dann ableiten, was im nächsten Jahr zu erwarten ist. Bei den italienischen Nachbarn geht nichts ohne rote Unterwäsche. Das bringt Frauen und Männern Liebesglück. Damit Fortuna tatsächlich hold ist, werden noch Linsengerichte serviert. Die stehen für Geldsegen.