Das Vorstellungsgespräch: Blender oder Profi?
Veröffentlicht am 16.10.2015
Über das Gespür eigener Stärken und Schwächen.
Was haben ein Vorstellungsgespräch und eine Probefahrt gemeinsam? Beiden wohnt ein gewisser Zauber inne. Treffen Menschen erstmals aufeinander, zeigen sie sich zunächst von ihrer besten Seite. Schliesslich findet die Begegnung in ernster Absicht statt. Stimmt die Chemie, kommen beide ins Gespräch. Sie führen einen Dialog auf Augenhöhe. Soweit die Theorie. Die Praxis hingegen sieht ganz anders aus.
Über die hohe Kunst der Selbstwahrnehmung.
Einatmen. Ausatmen. Authentisch sein. Keine Frage, der erste Auftritt hat es in sich. Herzklopfen ist immer dabei. Hirn, Herz und Bauch sind einzuschalten. Ab und an ein Schulterblick, Kupplung, Gas und Bremse überprüfen und auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen achten. So der Idealfall.
Die Erfahrung zeigt: Einige Bewerber sind deutlich zu schnell und getunt unterwegs. Es röhren die Motoren, es glänzen die Felgen. Beeindruckend. Nur, es gibt Wichtigeres als Spoiler, Fahrwerksfedern oder Sportspiegel. Im wahren Leben zählt, was unter der Haube steckt. Pannenstatistik inklusive. Was also tun, wenn der eigenen Wahrnehmung das Fingerspitzengefühl abhandengekommen ist? Zuhören. Nachdenken. Reflektieren.
Über den Unterschied zwischen Kritik und Kritik.
Die Philosophin Anne-Barb Hertkorn definiert Kritik so: Kritik ist „eine Grundfunktion der denkenden Vernunft.“ Vorausgesetzt sie wird „auf das eigene Denken angewandt.“ (1) Laut Hertkorn ist Kritik ein fester Bestandteil in der Urteilsbildung. Soll heissen: Niemand besitzt alle geforderten Skills. Keiner ist vollkommen. Wir alle sind auf das Feedback unserer Umwelt angewiesen. Wenn es konstruktiv ist, die Tonalität stimmt. Wer kritische Töne annehmen kann, arbeitet an sich selbst und weist seinem Ego gewisse Grenzen zu. Werden die Fehler bei anderen gesucht, leidet das Qualifying.
Destruktive Kritik hingegen ist von zerstörerischer Natur. Hier geht es weder um die Sache noch um Lösungen. Es geht um falsche Erwartungen oder das Image. Wer klein macht, ignoriert oder kluge Reden schwingt, katapultiert sich nach hinten. Spätestens an diesem Punkt trennt sich die Spreu vom Weizen.
Über die Illusion sich selbst zu kennen.
Es hatte wohl nicht sein sollen: Das Vorstellungsgespräch darf dem Lebenserfahrungskonto zuge-bucht werden. Um sich beim nächsten Termin keinen Fauxpas zu leisten, empfiehlt es sich besser darauf vorzubereiten. Das kann der Feinschliff an Informationen bzw. Inhalt oder das Interview im Voraus sein. Einen Sparringspartner müsste es geben.
Gibt es! Wir Personalberater hinterfragen, motivieren, geben konstruktive Rückmeldung. Mit unserer Sicht von aussen gelingt es oft, sich selbst und die eigenen Fähigkeiten zu spiegeln.
Noch etwas: Geistesgegenwart, Diskretion und ehrlichen Austausch dürfen Sie erwarten.
Quelle:
(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Kritik, 06.10.2014
Personalfokus AG