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Warum wächst das Interesse von jüngeren Arbeitnehmern an Teilzeitarbeit?

Veröffentlicht am 07.04.2022
Junger Arbeitnehmer
Teilzeitarbeit wird in der Schweiz immer beliebter. Das zeigt ein Vergleich mit den europäischen Nachbarn, wo die Schweiz auf Platz 2 hinter den Niederlanden liegt. Tatsächlich sind es vor allem jüngere Frauen, die sich für Teilzeitbeschäftigungen interessieren. Warum das so ist, und was das in Zahlen bedeutet - wir haben alle wichtigen Informationen für Sie zusammengefasst.
 
Was ist Teilzeitarbeit?

Als Teilzeitarbeit werden Arbeitsverhältnisse bezeichnet, deren Beschäftigungsgrad weniger als 90 Prozent beträgt. Bei einer Vollzeitstelle in der Schweiz werden zwischen 38,5 und 42,5 Stunden in der Woche gearbeitet. Abhängig von der Stundenzahl der Vollzeitstelle variiert die Wochenstundenzahl bei einer Teilzeitstelle von 90 Prozent zwischen 34,65 und 38,25 Stunden. Unterschieden wird zwischen Teilzeitstellen mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 50 bis 89 Prozent sowie einer Arbeitszeit unter 50 Prozent. Die genaue Anzahl der Wochenarbeitsstunden wird regelmässig mit dem Arbeitgeber vereinbart. Erwerbstätige haben darüber hinaus die Möglichkeit, bei mehreren Arbeitgebern in Teilzeit zu arbeiten. Das geht jedoch nur unter der Voraussetzung, dass die jeweiligen Arbeitgeber nicht in Konkurrenz zueinander stehen, wodurch es seitens des Arbeitnehmers zu einer Interessenkollision kommen könnte.

Ein Blick zurück: Die Entwicklung der Teilzeitarbeit

Seit 1991 ist die Teilzeitarbeit gestiegen. Das gilt nicht nur für erwerbstätige Frauen, sondern auch für Männer. Das geht aus der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) hervor, die das Bundesamt für Statistik mit Sitz in Neuenburg im Jahr 2021 erstellt hat. Danach waren im Jahr 1991 50,9 Prozent Frauen in einer Vollzeitbeschäftigung tätig. 22,2 Prozent arbeiteten in Teilzeit zwischen 50 und 89 Prozent, während 27 Prozent in Teilzeitbeschäftigungen unter 50 Prozent beschäftigt waren. Ganz anders sah das 1991 bei den Männern aus. 92,2 Prozent übten eine Vollzeitbeschäftigung aus, 3,5 Prozent eine Teilzeitbeschäftigung mit einer Arbeitszeit zwischen 50 und 89 Prozent. Lediglich 4,2 Prozent waren in einer Teilzeitbeschäftigung unter 50 Prozent tätig.

Interessant ist die Entwicklung bis zum Jahr 2020. Die Anzahl der vollbeschäftigten Frauen ist von 50,9 Prozent auf 40,9 Prozent gesunken, während die Zahl der in Teilzeit beschäftigten Frauen (50 bis 89 Prozent) von 22,2 Prozent auf 35,5 Prozent gestiegen ist. In etwa gleich geblieben ist mit 23,6 Prozent der Prozentsatz der in Teilzeit (unter 50 Prozent) arbeitenden Frauen. Auch bei den Männern kam es zu leichten Veränderungen. Die Zahl der erwerbstätigen Männer in Vollzeit ist 2020 von 92,2 Prozent auf 81,7 Prozent gesunken. Gestiegen ist die Teilzeitarbeit bei Männern, nämlich von 3,5 Prozent auf 11,8 Prozent (Teilzeit 50 bis 89 Prozent) und von 4,2 Prozent auf 6,5 Prozent (Teilzeit unter 50 Prozent).

Teilzeit-Arbeit vor allem bei jüngeren Frauen sehr beliebt

Die Tendenz, in Teilzeit zu arbeiten, steigt weiter. So arbeiten aktuell in der Schweiz über 34 Prozent der Frauen unter 30 Jahren in Teilzeit, während es bei den Männern rund 19 Prozent sind. Es sind vor allem jüngere Frauen zwischen 15 und 29 Jahren, die bevorzugt einer Teilzeitarbeit nachgehen. Da stellt sich die Frage, warum vor allem jüngere Frauen der Teilzeitarbeit gegenüber einer Vollzeitbeschäftigung den Vorzug geben.

Die Gründe beziehungsweise die Motivation der Frauen, einem Teilzeitjob auszuüben, fallen ganz unterschiedlich aus. Viele jüngere Frauen geniessen es, weniger zu arbeiten und mehr Freizeit zu haben. Das fördert die Lebensqualität und entspricht dem Wunsch nach Work-Life-Balance. Andere wiederum nutzen die zusätzliche Zeit, um Hobbys zu pflegen. Manche jüngere Frau entscheidet sich für Teilzeitarbeit, weil sie familiären Verpflichtungen nachgeht, während die eine oder andere jüngere Frau die durch die Teilzeitarbeit gewonnene freie Zeit für eine Aus- oder Weiterbildung nutzt.

Teilzeitarbeit: Der Arbeitsmarkt hinkt hinterher

Der Bedarf und die Nachfrage nach Teilzeitarbeit wachsen - mit steigender Tendenz. Das wirkt sich auch auf die Stellenvermittlung und auf Unternehmen aus. Denn die hinken hinterher - und das, obwohl Bewerbungen von jüngeren Frauen auf Vollzeitstellen seltener geworden sind. Das gilt insbesondere für technische und gewerbliche Berufe. Trotz einer hohen Nachfrage nach Arbeitskräften werden seitens der Unternehmen kaum Angebote für Teilzeitstellen gemacht. Umgekehrt bedeutet das für stellensuchende Arbeitskräfte, dass sie nicht immer sofort eine Teilzeitstelle finden, sondern gegebenenfalls eine Wartezeit in Kauf nehmen müssen. Wer eine Teilzeitstelle gefunden hat, erfährt keine finanziellen Nachteile. Denn das Gehalt orientiert sich grundsätzlich an dem der Vollzeitstelle und wird prozentual zur Arbeitszeit errechnet.