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4-Ohren-Modell: Der Schlüssel zur besseren Kommunikation

Veröffentlicht am 08.03.2021
4-Ohren-Modell: Der Schlüssel zur besseren Kommunikation
Aktives Zuhören zählt zu den wichtigsten Soft Skills im Berufsleben - und jeder kann es lernen. Das bekannte 4-Ohren-Modell des Kommunikationsforschers Schulz von Thun hilft dabei, andere besser zu verstehen und selbst klarer zu kommunizieren. 
4-Ohren-Modell ganz leicht erklärt 
Schulz von Thun geht davon aus, dass es bei jeder Kommunikation einen Sender und einen Empfänger gibt. Die zentrale Aussage des 4-Ohren-Modells ist: Nachrichten lassen sich immer auf mehreren Ebenen verstehen. Was der Sender einer Nachricht meint, kann beim Empfänger ganz anders ankommen. Im Detail hat Schulz von Thun vier Ebenen definiert, auf denen sich Nachrichten interpretieren lassen: 
 
1. Sachebene 
Das ist der sachliche, objektive Teil einer Nachricht. Es geht um Daten und Fakten, die wahr oder unwahr sein können. Vielleicht sind sie für den Empfänger relevant, vielleicht auch irrelevant. 
 
2. Selbstoffenbarung 
Damit ist die Botschaft gemeint, die der Sprecher von sich selbst preisgibt. Das 4-Ohren-Modell besagt, dass sich auch hinter scheinbar neutralen Aussagen Ich-Botschaften verbergen können: beispielsweise Wünsche, Ansichten, Werthaltungen oder Gefühle. Oft teilt der Sender diese Botschaften nur indirekt oder nonverbal mit. Entsprechend gibt es für den Empfänger grösseren Raum zur Interpretation. 
 
3. Beziehungsebene 
Bei jeder Kommunikation entsteht auch eine Beziehung zwischen Sender und Empfänger. Der Beziehungsaspekt einer Nachricht muss dabei nicht direkt zum Ausdruck kommen. Es kann sich auch um nonverbale Signale wie ein Stirnrunzeln oder den Tonfall der Stimme handeln. Der Empfänger nimmt möglicherweise Wertschätzung, Interesse oder auch Kritik wahr. 
 
4. Appell 
Zwar ist nicht jede Nachricht als Appell formuliert. Doch auch eine scheinbare Sachinformation kann Bitten oder Wünsche enthalten. Der Empfänger hat zu entscheiden, ob er ihnen nachkommen will oder nicht. 
 
Missverständnisse vorprogrammiert 
Selbst wenn jemand nur sachlich kommunizieren will, nimmt sein Gegenüber die Botschaft vielleicht auf einer ganz anderen Ebene wahr. Doch vielen Menschen ist es gar nicht bewusst, dass man Nachrichten sehr unterschiedlich deuten kann. Sie halten ihre eigene Interpretation für wahr, ohne sie zu hinterfragen. Das Ergebnis: Man redet aneinander vorbei und gerät im schlimmsten Fall in Streit. 
 
4 Ebenen einer Nachricht: Typisches Beispiel 
Man kann sich das an folgendem Beispiel verdeutlichen: Ein Mann und eine Frau fahren gemeinsam im Auto, er sitzt am Steuer. Der Tachometer zeigt 90 km/h an, die Frau sagt: "Hier darf man 100 fahren."
Dem 4-Ohren-Modell zufolge könnte sie damit Folgendes meinen:
 
1. Sachebene: Das Tempolimit beträgt 100 km/h. 
2. Selbstoffenbarung: Ich habe es eilig und möchte schneller vorankommen. 
3. Beziehungsebene: Ich bin eine aufmerksamere Lenkerin als du. 
4. Appell: Fahr doch schneller! 
 
Der Empfänger könnte Folgendes hören: 
1. Sachebene: Das Tempolimit beträgt 100 km/h. 
2. Selbstoffenbarung: Sie ist genervt von meinem Fahrstil. 
3. Beziehungsebene: Sie kritisiert, wie ich Auto fahre. 
4. Appell: Sie will das nächste Mal selbst fahren. 
 
Man erkennt an diesem Beispiel gut, welches Konfliktpotenzial selbst in scheinbar neutralen Nachrichten schlummert. Wenn die beiden Gesprächspartner hauptsächlich den Beziehungsaspekt wahrnehmen, ist ein Streit schon vorprogrammiert. 
 
Zuhören als Kernkompetenz im Beruf 
Das Vier-Ohren-Modell verdeutlicht also, warum sich Menschen so häufig missverstehen. Auch wenn im Berufsalltag scheinbar die Sachebene dominiert, lassen sich die anderen Aspekte der Kommunikation nicht völlig ausblenden. Aus dem 4-Ohren-Modell kann man jedoch einige Grundregeln ableiten, um Missverständnisse im Berufsalltag zu vermeiden: 
  • Hören Sie Ihrem Gesprächspartner aktiv zu und achten Sie dabei möglichst auf alle vier Ebenen. 
  • Drücken Sie sich selbst präzise und unmissverständlich aus. 
  • Verzichten Sie auf Ironie, Sarkasmus und versteckte Botschaften. 
  • Formulieren Sie Appelle oder Wünsche möglichst direkt. 
  • Fragen Sie im Zweifelsfall nach, was der andere konkret gemeint hat.