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«Feedbacks waren ausnahmslos positiv»

Veröffentlicht am 30.11.2015
«Feedbacks waren ausnahmslos positiv»
Letzte Woche fand im Forum der Messe Luzern die Unternehmer-Veranstaltung «Luzern 16» statt. Ein Blick zurück mit Gaudenz Zemp, der als Direktor des Kantonalen Gewerbeverbandes für die Organisation des Anlasses verantwortlich war.

Von Daniel Schwab
Gaudenz Zemp, Sie wollten an Ihrem Anlass LUZERN 16 zusammen mit den Luzerner KMU-Chefs ins neue Jahr blicken? Ist das geglückt?

Gaudenz Zempf: Auf jeden Fall. Die Feedbacks waren jedenfalls ausnahmslos sehr positiv. Unternehmer sind gedanklich immer ein paar Monate voraus. So war es besonders spannend, sich gemeinsam einen Abend intensiv mit den kommenden zwölf Monaten auseinanderzusetzen. Wir haben zudem an diesem Anlass Entscheidungsträger zusammengebracht. Knapp 400 hochkarätige Leute konnten sich intensiv austauschen.

Und was bringt nun konkret das Jahr 2016?
Überdurchschnittlich viel Unsicherheit auf allen Ebenen. Seit 1945 erlebt die Schweiz eine einzigartige Phase konstant steigenden Wohlstands und extrem stabiler Verhältnisse. In der Geschichte ist dies eine Ausnahmesituation. Viele haben das Gefühl, dass nun wieder unsicherere Zeiten auf uns zukommen.

In welcher Beziehung?
Es wimmelt von Fragen. Angefangen bei der Währung: Wird uns der starke Franken weiterhin nützlich sein oder ist er für die Wirtschaft eine Belastung? Dann das Verhältnis zur EU: Können wir die Freizügigkeit regeln und den nötigen institutionellen Rahmen fixieren? Bis zur Flüchtlingswelle in Deutschland: Kann sich Bundeskanzlerin Merkel halten oder kommt es zu einer Regierungskrise? Schliesslich die Fragen rund um VW und die Autoin-dustrie, an welcher sehr viele Schweizer Firmen direkt oder indirekt beteiligt sind.

Und nun noch das Terror-Gespenst ...
In unserer globalisierten, vernetzten Welt lassen sich Probleme nur noch beschränkt geografisch eingrenzen. Der Nahe Osten beginnt beim Stade de France, die Probleme Afrikas im Asylantenheim in Brandenburg. Integrationsprobleme belasten die Gesellschaften. Die Banlieues in Frankreich sind soziale Zeitbomben und auch in deutschen Grossstädten gibt es faktisch abgekoppelte Parallelgesellschaften.

Was heisst das für die Luzerner KMU?
Unser Nachbarland Frankreich befindet sich offiziell im Krieg. In Russland regiert ein Feldherr mittels Faustrecht. Im Osten unseres Landes findet eine chaotische Flüchtlingskrise statt. Das alles führt auch bei Unternehmern zu einem Gefühl von Unsicherheit. Und Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft.

Inwiefern?
Vertrauen ist der Anfang von allem. Investiert wird immer dort, wo es sichere Rahmenbedingungen gibt. Nicht Rohstoffe, Infrastruktur oder Steuersysteme sind das Wichtigste für eine florierende Wirtschaft. Entscheidend ist ein zuverlässiger Staat, der fairen Wettbewerb sowie Investitions- und Rechtssicherheit garantiert.

Und auf kantonaler Ebene?
Auch hier braucht es Rahmenbedingungen, denen man vertrauen kann: einen verbindlichen Aufgaben- und Finanzplan, eine verlässliche Steuerstrategie, eine konstante Förderung bei der Berufsbildung sowie einen kon-tinuierlichen, wirtschaftsfreundlichen Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.

Und was kann ein Luzerner Unternehmen tun?
Jedes Unternehmen kann durch das Fördern seiner Stärken den Wettbewerbsvorsprung vergrössern. Prozesse lassen sich mittels IT optimieren und solide implementieren. Absatzmärte können diversifiziert und so Risiken breiter abgestützt werden.

Das alles macht aber die politischen Aussichten nicht rosiger ...
Die Welt und ihre Entwicklung können wir nicht ändern. Die Wirtschaft hat sich laufend auf sie einzustellen: Welche Bedürfnisse entstehen? Welche Chancen ergeben sich daraus? Man muss die Bedürfnisse vor der Konkurrenz erkennen und vor ihr die eigenen Angebote zur Marktreife gebracht haben.

In welchen Bereichen sehen Sie Potenzial?
In den angesprochenen unsicheren Zeiten besteht zum Beispiel ein hohes Bedürfnis nach Sicherheit. Bis in die 80er-Jahre hinein positionierten sich die Schweizer Banken und Versicherungen erfolgreich über das Thema Sicherheit. Dann kam die Spassgesellschaft und mit ihr die überrissenen Rendite-Versprechen. Inzwischen ist man wieder zurück bei der Sicherheit. Da hat die Schweiz gute Karten.

Und für die KMU?
Auch hier: Sicherheit bezüglich der Investition dank Nachhaltigkeit und langfristig garantierten Serviceleistungen stabile Systeme, die auch unter hoher Belastung verlässlich sind. Langlebige Güter dank Innovationsvorsprung. Hier haben wir viel zu bieten. Die neue Ernsthaftigkeit kann eine grosse Chance sein. Was Sicherheit verspricht, erzielt gute Margen. Wenn existenzielle Probleme zu lösen sind, ist es mit «Geiz ist geil» vorbei. Ziel muss es sein, sich aus dem Rattenrennen um den tiefsten Preis herauszuhalten.

Dann steigen Sie also mit Zuversicht ins Jahr 2016?
Wenn Dinge in Bewegung sind, gibt es Platz für Neues. Alle in den Betrieben realisieren, dass sie sich bewegen müssen. Es können alte Zöpfe abgeschnitten und neue Wege eingeschlagen werden. Vorausgesetzt ein Super-Gau bringt nicht alles kurzfristig zum Stehen, so wird das Jahr viele Chancen bieten. Die Luzerner KMU-Chefs sind bereit, diese Chancen intelligent zu nutzen. Wir vom Gewerbeverband versuchen sie umfassend zu unter-stützen. Am 17. November 2017 findet übrigens die zweite Auflage unserer neuen Veranstaltung statt. Bei «Luzern 17» schauen wir dann wieder gemeinsam ein Jahr vorwärts. Wir haben den Ehrgeiz, dass diese Veranstal-tung für unsere Mitglieder noch wertvoller wird.