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Kinderbetreuung selbst organisieren? Experten raten ab

Veröffentlicht am 20.04.2020
Kinderbetreuung selbst organisieren? Experten raten ab
Die Corona-Krise beeinträchtigt das öffentliche Leben ebenso wie das private. Berufstätige Eltern bringt die Covid-19-Pandemie gerade in besondere Schwierigkeiten: Wer arbeiten muss, ist auf funktionierende Hüteeinrichtungen oder Schulen angewiesen. Was tun, wenn diese fehlen? Die Idee, Kinderbetreuung selbst zu organisieren, liegt nah. Fachleute raten jedoch dringend davon ab. 
Selbstorganisation in Corona-Zeiten: ein schwieriges Thema 
An sich ist selbst organisierte Nachbarschaftshilfe eine grossartige Idee - erst recht, wenn die Not gross und Solidarität gefragt ist. Gegenseitige Fürsorge sieht jedoch in Pandemiezeiten anders aus. Hier kommt es vor allem darauf an, dass das neuartige Corona-Virus sich möglichst nicht ausbreiten kann. Und das bedeutet, auf Distanz zu gehen statt zusammenzurücken. Jeder Kontakt zwischen zwei oder mehr Personen stellt eine Gelegenheit zur Ansteckung dar - zumal Infizierte in der ersten Phase der Erkrankung meist nicht einmal wissen, dass sie das Virus in sich tragen. Symptome treten nämlich erst nach frühestens fünf Tagen oder sogar erst nach Wochen auf. Und bevor der erste Verdacht entsteht, kann das Virus schon an eine Vielzahl von Personen weitergegeben worden sein. Der beste Weg, dies zu verhindern, ist räumliche Distanz, da das Virus über eine sogenannte Tröpfcheninfektion verbreitet wird: Husten, Niesen, auch normales Sprechen setzen winzige Speicheltröpfchen frei, die andere treffen und ebenfalls anstecken können. Ein Abstand von zwei Metern zwischen zwei Personen gilt Experten zufolge als sicher - doch der wird bei einer Kinderbetreuung kaum einzuhalten sein. 
 
Warum die private Hüteeinrichtung im Quartier eine schlechte Idee ist 
Estelle Thomet vom Verband Kinderbetreuung Schweiz schildert die Schwierigkeiten, die bei selbst organisierter Kinderbetreuung entstehen: Durch die hohe Personendichte auf engem Raum liegt auch hier ein erhöhtes Ansteckungs- und Verbreitungsrisiko vor - und das ist in jeder Hinsicht kontraproduktiv. Nicht zu unterschätzen sind auch die juristischen Hürden, denn auch eine solche improvisierte Kinderbetreuung unterliegt gesetzlichen Auflagen und Bestimmungen, worauf der Verband für Krippenbetreuung in der Schweiz (Kibesuisse) hinweist. Sie muss zunächst beim Kanton beantragt werden, wobei die Anforderungen an Raumgestaltung, qualifiziertes Personal und pädagogisches Konzept hoch sind. So können mehrere Monate vergehen, bis nach einer sorgfältigen Prüfung eine Genehmigung erteilt werden kann oder auch nicht. Zielführender ist es daher, sich zunächst an die noch offenen Betreuungsangebote zu wenden, die in vielen Fällen noch - wenn auch in reduziertem Umfang - weiter aufrecht erhalten werden. 
 
Welche Betreuungsangebote stehen noch zur Verfügung? 
Nachfragen bei Gemeinden, bei Schulen und Hüteeinrichtungen bringen schnell Klarheit darüber, wie die Situation am eigenen Wohnort ist und wo Schul- und Kindergartenkinder noch professionell betreut werden können. Da die Regelungen sich je nach Region und Gemeinde erheblich  
unterscheiden können, ist es nicht möglich, pauschale Empfehlungen zu geben - zumal die Lage vor Ort sich in kurzer Zeit ändern kann. Betroffene Eltern sollten daher auch Nachrichten, öffentliche Bekanntmachungen und die Websites der lokalen Verwaltung im Auge behalten, um sich über Betreuungsmöglichkeiten auf dem Laufenden zu halten.