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About: Web Project Manager

Veröffentlicht am 24.02.2017
About: Web Project Manager
Hans Vettiger (Bild): „Ich bin überzeugt, dass wir vermehrt Experten für computergestütztes Wissens- und Kommunikationsmanagement brauchen.“

„Es sind sehr viele Leute auf falschen Berufen ausgebildet worden“
Viele Internetprojekte seien „in den Sand gesetzt“ worden, weil der Firmenchef nichts von Informatik und der Technikverständige nichts von Management verstanden habe, sagt der Ökonom Hans Vettiger. Dank dem neuen Ausbildungslehrgang „Web Project Manager“ soll die Schnittstelle zwischen Strategie und Technik künftig besser gepflegt werden.
Herr Vettiger, welches sind Ihre frühesten Erinnerungen ans Internet?
HANS VETTIGER: Vor rund vier Jahren wurde ich mit sanftem Druck dazu gezwungen, Einladungen für Sitzungen via E-Mail zu versenden. Sie können daraus leicht ableiten, dass ich kein Technik-Narr bin. Ich bin ein Betriebswirschafter, der die Internet-Technologie als phantastisches Arbeitsinstrument relativ spät kenne- und schätzen gelernt hat. Allerdings wurde dieses Instrument in letzter Zeit immer schwieriger zu handhaben: Viren und unerwünschte Werbebotschaften prägen den Alltag, der Schutz davor nimmt heute sehr viel Zeit in Anspruch.
 
Obwohl Sie kein Freak sind, haben Sie eine neue Ausbildung, jene zum Web Project Manager lanciert. Warum?
Die Anregung dazu habe ich im Schweizerischen Institut für Berufspädagogik im Tessin erhalten. Die Tessiner und auch die Italiener sind sehr innovativ im Umgang mit Berufsbildern und Ausbildungen. Ich bin überzeugt, dass wir vermehrt Experten für computergestütztes Wissens- und Kommunikationsmanagement brauchen. In den meisten Firmen gibt es einen Kommunikationsverantwortlichen, oft ist dies der Chef, und einen Internetverantwortlichen, den so genannten Webmaster, aber die beiden wissen oft kaum etwas vom Bereich des anderen. Entsprechend werden die Schnittstellen viel zu wenig gepflegt. Wir haben lange analysiert, in welche Richtung sich die Berufe bewegen. Schliesslich haben wir festgestellt: Im Internetbereich besteht Handlungsbedarf, was die eidgenössischen Ausbildungen angeht.
 
Viele Berufsleute sind doch vor ein paar Jahren mit grossen Hoffnungen in die boomende Informatikbranche eingestiegen, haben teure Umschulungen durchlaufen und stehen nun ohne Stelle da...
Der Markt ist tatsächlich nicht so weitergewachsen, wie viele das gehofft haben. Man kann das bedauern - ich finde, es war aber eine ausgesprochen notwendige Korrektur. Vor vier Jahren wurden in der Informatikbranche einem Lehrabgänger in Zürich 80 000 Franken Anfangsgehalt offeriert, heute finden selbst erfahrene Spezialisten kaum noch eine Stelle. Solche Extrembewegungen sind normal für eine sehr junge, noch ungefestigte Branche. Weil das staatliche Ausbildungssystem naturgemäss träge ist, preschten private Anbieter in Wildwestmanier in die Marktlücke der Informatik-Ausbildung und -Umschulung. Diese Anbieter haben mit ihren Kursen auch zahlreiche Menschen angezogen, die nicht geeignet sind für IT-Berufe, weil sie analytisch zu wenig stark sind oder über zu wenig „weiche Kompetenzen“ verfügen. Es sind sehr viele Leute auf falschen Berufen ausgebildet worden in den letzten Jahren. Deshalb prüfen wir die Kandidaten sehr genau auf Ihre Eignung hin. Eine gute Ausbildung befähigt noch lange nicht jeden zu einer entsprechenden Berufstätigkeit.
 
An wen richtet sich die Web-Project-Manager-Ausbildung?
An Berufsleute ab 30 Jahren. Wir bieten weder eine Grundausbildung noch eine Spezialisierung, sondern wir wollen erfahrenen Berufsleuten die Werkzeuge vermitteln, die sie brauchen, um verschiedene Fäden zusammenzuführen, um Projekte zu bündeln und zu fokussieren. Ich weiss von zahlreichen Internet-Projekten, die mit viel Geld und grossen Hoffnungen lanciert und dann innert Kürze in den Sand gesetzt wurden, weil der Firmenchef nichts von Internet und der Technikverständige nichts von Management verstand. Und ich kenne unzählige Internet- und Intranetseiten, die für jedes Auge eine Zumutung sind, weil ein Freak ohne jedes typografische Grundwissen eine bunte Anhäufung von Stilbrüchen geschaffen hat. Wir vermitteln deshalb nebst technologischen auch typografische, betriebswirtschaftliche und soziale Kompetenzen und Grundkenntnisse in Projekt- und Veränderungsmanagement.
 
Und wer sucht auf dem Arbeitsmarkt nach solchen Generalisten?
Wenn ich den Stellenanzeiger durchblättere, finde ich jede zweite Woche mindestens eine Anzeige, auf die sich einer unserer bisher 30 Absolventen mit guten Chancen bewerben könnte. In Profit- und Non-Profit-Organisationen besteht ein beträchtlicher Bedarf an vielseitigen Fachleuten, die eine Kommunikationsstrategie unter Einbezug der neuen Medien umsetzen können. Absoventinnen und Absolventen unserer Ausbildung arbeiten beispielsweise als Informationsbeauftragte des Pflegedienstes des Universitätsspitals Zürich, als Mitarbeiterin im Stab Kommunikation des eidgenössischen Personalamtes, als Projektleiter bei der SRG oder sind selbständige Unternehmer.
 
Wann werden auch andere Firmen „Web Project Manager“ suchen?
Es ist klar, dass es schwierig ist, bei mässiger Wirtschaftslage einen neuen Beruf im Markt zu etablieren - das dauert in der Regel 10 bis 20 Jahre. Da wir aber eine praxisorientierte, berufsbegleitende Ausbildung anbieten, können Absolventen in ganz verschiedenen Berufsfeldern davon profitieren - in der ersten Ausbildungsstaffel waren dies nebst Kommunikationsbeauftragen auch Lehrer, Freelancer oder Unternehmer. Sie alle stehen vor der einen grossen Aufgabe: Konzept und Technik erfolgreich zusammenzubringen.
 
Kontakt:
Info@hansvettiger.ch


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Was ist ein...

Web Project Manager

Die Ausbildung zum WPM ist modular aufgebaut. Sie wird berufsbegleitend absolviert und dauert 18 Monate. Der Gesamtaufwand für die modulare Ausbildung (35-40 Präsenztage, Fernstudium und individuelles, computergestütztes Lernen), das Selbststudium und das (praxisorientierte) Diplom-Projekt beträgt rund 900 Stunden. Die Gesamtkosten für die 18-monatige Ausbildung belaufen sich auf 16500 Franken. Weitere Auskünfte sind bei Hans Vettiger, Studienleiter an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur und Präsident der Qualitätskommission des Schweizerischen Verbandes für Betriebsausbildung, sowie auf der Homepage www.wpmdiplom.ch erhältlich.